Volle Action für Notfallsanitäter
Umfangreiches Programm während der Azubischulung beim OV Lingen
Alle Hände voll zu tun hatten unsere angehenden Notfallsanitäter während ihrer Azubischulung beim OV Lingen. An diesem Tag galt es, sich nicht nur mit grauer Theorie zu befassen, sondern auch in der Praxis Ruhe zu bewahren und die Übersicht zu behalten. Dazu wurde schweres Geschütz aufgefahren: Zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr inklusive Besatzung, ein RTW, der SIM-RTW und ein Pkw von dem am Ende kaum etwas übrigblieb.
Während die 12 Auszubildenden drinnen büffelten, ging es draußen heiß her. Der Pkw wurde hart malträtiert, damit sich die Türen nicht mehr öffnen ließen. Die Mimen wurden mit Kunstblut in Szene gesetzt und auch das Unfallszenario war mit einigen Überraschungen gespickt. So erwartete die Azubis bei ihrem Einsatz ein verunfallter Pkw mit drei Personen. Eine davon offensichtlich mit einer Kopfverletzung, eine schwangere Fahrerin mit möglicher HWS-Fraktur und in gut hörbarer Sorge um ihr Baby sowie ein massiv lauter Beifahrer, der ziemlich viel „Alarm“ machte und im Auto rauchen wollte. Sachlich formuliert: Die Auszubildenden fanden eine Ausnahmesituation mit Pkw vor, in der es vorrangig darum ging, sich auf internistische und traumatische Bereiche zu fokussieren. Dabei waren alle in den Einsatz eingebunden, sei es als Mime, Zuschauer oder Einsatzkraft.
So ging es überaus praxisnah zu Werke. Lage checken und einordnen. Insassen beruhigen und vom Rauchen abhalten. Feuerwehr verständigen. Zugang zu den Verunfallten finden, was bis zum Eintreffen der Feuerwehr über den Kofferraum des Kombis möglich war, und die Erstversorgung im Fahrzeug durchführen.
Die angerückten Feuerwehrleute kappten mit schwerem Gerät die Türen, so dass die Insassen je nach Art der Verletzung mit entsprechendem Equipment aus dem Auto geborgen und weiterversorgt werden konnten - am Pkw, im RTW bis zur Fahrt in die Notaufnahme. Das alles lief ruhig, kontrolliert und Hand in Hand ab, und wurde im Nachgang detailliert besprochen.
Ziel solcher Schulungen ist es, die zukünftigen Notfallsanitäter in möglichst realitätsnahen Szenarien auf ihre Einsätze vorzubereiten. Wie dieser Tag gezeigt hat zählt dabei nicht nur die eigene Teamperformance, sondern auch das Hand in Hand arbeiten mit den Feuerwehren. Und hier schließt sich ein Kreis: Wie wir an diesem actionreichen Tag feststellen konnten, sind viele unserer Sanitäter auch in den freiwilligen Feuerwehren aktiv. Sie sind quasi Lebensretter auf beiden Seiten - und dass verdient viel Respekt!
Und wenn schon mal ein Auto als Übungsobjekt auf dem Gelände ist, dann bietet es sich an, es zu zerlegen. Gesagt getan, doch das nicht ohne unseren Sanitäter dabei die Möglichkeiten zu zeigen, wie z. B. Zugang zu den Fußräumen geschaffen werden kann, wie Scheiben zersägt werden, wie ein Dach gekappt wird und wie das Auto nach der Oslo-Methode zu einem Halbkreis kaltverformt wird, um eingeklemmte Insassen zu befreien.
An dieser Stelle bedanken sich alle bei der freiwilligen Feuerwehr Lingen für ihren Einsatz sowie wie bei der Autoverwertung Jan Nee, die das Auto kostenlos zur Verfügung stellte. Ohne diese Unterstützer ist ein Szenario in dieser Form nur schwer umzusetzen.
Auch beeindruckend: Die Schulungsräume im Keller des OV Lingen. Sie wurden in vielen Stunden Eigenleistung mit einigen Sachspenden und geringem finanziellem Aufwand von Matthias Kuper realisiert. Es ist schon beachtlich, was dadurch in diesem Keller entstanden ist. Es gibt es eine komplette Wohnung mit Wohn- und Schlafzimmer, Bad, Küche und Partyraum. Außerdem findet sich eine kleine Werkstatt und ein Bereich zur Simulation von Unfällen in der Freizeit. Ob beim Camping, mit dem Fahrrad, Auto oder mit dem Motorrad: hier kann so ziemlich alles realitätsnah dargestellt werden, inklusive brennender Motoren.
On Top stehen zwei weitere Räume zur Verfügung. Einer mit jeder Menge Requisiten für Mimen und ein weiterer mit viel Equipment für verschiedene Szenarien. Darunter ist auch Motorradschutzkleidung aller Art samt Protektoren und Sicherheitswesten. „Wir brauchen das, um den Azubis zu zeigen was es an gängiger Schutzausrüstung gibt und wie man die im Notfall aufschneidet, um den Patienten gut versorgen zu können“, erklärt Matthias Kuper. Wie er mitteilt gibt es seines Wissens nur zwei so umfangreich ausgestattete Schulungsräumlichkeiten in Niedersachsen.
Das Gute an den Räumlichkeiten des OV Lingen ist, dass auch Externe sie zu Schulungszwecken mieten können. Weitersagen!